Reinhold Messner bestieg als Erster alleAchttausender der Welt. Dann gründete erBiohöfe und Bergmuseen, heute schreibter Bücher und dreht Filme. Warum erimmer neue Herausforderungen sucht.
Ihr Name steht für extreme Herausforderungen.
Was treibt Sie an?
Reinhold Messner:Zentral sind Begeisterung, Neugierde und derAnspruch an mich selbst: Das, was ich mache, will ich möglichst gutmachen. Daher fange ich immer dann etwas Neues an, wenn ichmich im Alten nicht weiterentwickeln kann. Den eigenen Erfolg nur zuverwalten und zu wiederholen ist langweilig. Ich will einselbstbestimmtes Leben gestalten und suche immer neueHerausforderungen. Gerade bin ich in meinem siebten Leben – undlerne, Filme zu drehen.
Sie sagen von sich, Sie seien nicht der beste, aber der kreativsteKletterer gewesen. Warum ist Kreativität so wichtig?
In eigens geschöpften Ideen und deren Umsetzung liegt eine großeKraft. Ich bin überzeugt, dass dadurch ein gelingendes Lebenentsteht. Durch meine Kreativität, meine Ideen und Projekte gebe ichmeinem Leben Sinn. Das ist entscheidend, weil diese Haltung derSchlüssel zum Glück ist.
Die Generali versteht die Beziehung zu ihren Kunden alslebenslange Partnerschaft. Was hat Ihnen in Ihrem ereignisreichenLeben Halt gegeben?
Die Beziehung zu meinen Kindern gleicht am ehesten einerlebenslangen Partnerschaft. Sie sind auch in meine Projekteeingebunden. Denn mir ist wichtig, dass sie – so wie ich – einselbstbestimmtes Leben führen können. Auf meinen Expeditionenhingegen hatte ich das Glück, jeweils sehr starkeZweckgemeinschaften mit den besten Bergsteigern ihrer Zeit gehabtzu haben.
Sie haben immer wieder auch Rückschläge erlebt. Wie gehen Siedamit um?
Rückschläge hinzunehmen wurde für mich im Lauf meines Lebensimmer leichter. Grundsätzlich erlebe ich nicht nur bei Erfolgen,sondern auch bei Niederlagen einen Energierückfluss. Nicht zuletzt,weil ich mich für meine Projekte begeistere – unabhängig vomErgebnis. Aber ich lerne durch das Scheitern und versuche es dannmeist ein weiteres Mal. Es sei denn, ich merke, dass es sich umetwas handelt, was für mich nicht möglich ist.
Mit welchen Fähigkeiten haben Sie es immer wieder geschafft, fürandere unmöglich Scheinendes doch möglich zu machen?
Ganz wichtig ist vor allem das richtige Augenmaß. Im alpinen Bereichgilt: Wer glaubt, die Berge kontrollieren zu können, hat sie nichtverstanden. Kenne dein Können – und deine Grenzen. Deshalb ist mirein Satz meines Lieblingsbergsteigers Paul Preuß heilig: Das Könnenist des Dürfens Maß. Der Instinkt ist für mich mindestens so wichtigwie der Intellekt. Es gilt, Gefahren instinktiv zu erkennen. Gleichzeitigbraucht man die Gabe, seine Projekte zu wagen – nach einerintensiven Vorbereitung. Der Weg entsteht erst im Gehen.
Sie haben sich immer wieder neu erfunden. Was können wir inZukunft von Ihnen erwarten?
Natürlich habe ich schon eine Vorstellung. Noch ist sie allerdingsnicht spruchreif. Ein voreilig verratenes Projekt verliert an Kraft. Eswird aber natürlich wieder eine ureigene Idee sein, mit der ich meinachtes Leben beginne.
Grenzgänger:
Mit seinen Ideen und Projektengibt Reinhold Messner seinemLeben einen Sinn